Semantisches Web

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Lorem ipsum
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Semantic Web ist ein Sammebegriff für mehrere technische Erweiterungen des traditionellen World Wide Web mit dem Ziel, Computer zu befähigen, Informationen besser
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Der Betreiber eines Webshops kann mit diesen Techniken beispielsweise seinen Katalog oder seine Filialdaten durch einfache Erweiterung der Webseiten-Struktur als Datenpakete veröffentlichen, und dies ohne die Darstellung zu verändern. Diese Zusatzdaten werden zunehmend von Suchmaschinen und Mehrwertdiensten erkannt und für eine bessere Anzeige im Suchergebnis verwendet (siehe Abbildung 1).
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Gelegentlich wird das Semantic Web auch „Web 3.0“ genannt, wobei dieser Begriff wegen seiner Unschärfe unvorteilhaft ist. Ein anderer häufig genutzter Begriff ist „Linked Data“. Darunter versteht man die Vision, Daten und Datenbanken jeder Art über das WWW verfügbar zu machen und diese Daten mit Hilfe einer Teilmenge der Techniken des Semantic Web möglichst gut untereinander zu verlinken, und zwar möglichst auf der Ebene der einzelnen Datenelemente (siehe auch http://linkeddata.org/).
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== Vor- und Nachteile ==
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Für KMUs gibt es schon jetzt direkte Vorteile, die eigenen Seiten für das Semantic Web zu erweitern. Kritische Risiken gibt es nicht.
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'''Vorteile'''
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Für Unternehmen hat die heutige Semantic-Web-Technologie im wesentlichen zwei Vorteile:
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* Sichtbarkeit des Wertbeitrags: Mit strukturierten Daten als Zusatz zu ihren Webseiten können KMUs die speziellen Stärken der Produkte und Dienstleistungen besser artikulieren. Man kann dadurch zum Beispiel verhindern, dass das eigene Angebot auf den Preis allein reduziert wird.
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* Wiederverwendung und Konsolidierung von Daten: Gerade zwischen Herstellern und Vertriebspartnern bietet das Semantic Web die große Chance, die Datenversorgung mit Datenblättern, Bildern und Preislisten zu verbessern und zu vereinfachen. Ein Hersteller kann beispielsweise die Datenblätter seiner Produkte mit Zusatzdaten auf Basis des GoodRelations-Vokabulars anreichern. Dann können alle Webshops die jeweils aktuellen Beschreibungen und Eigenschaften automatisch oder teilautomatisch abgleichen. So hilft der Hersteller, die Vollständigkeit und Aktualität der Präsentation seiner Güter auf jedem einzelnen Webshop zu steigern.
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'''Risiken, Schwierigkeiten und Nachteile'''
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Bei richtigem Einsatz ist es risikolos, den eigenen Shop oder die statische Unternehmensseite mit Semantic-Web-Daten anzureichern.
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Auf folgendes sollte man jedoch achten:
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* '''Ungewollte Datensammlung:''' Man erleichtert es Dritten, die eigenen Daten maschinell zu erfassen und zu verwenden. Allerdings wird dieser Aspekt eher überschätzt, denn alles, was man auf einer Webseite veröffentlicht, kann bereits heute mit wenig Aufwand über sogenannte „Screen-Scraper“ automatisch extrahiert oder in Billiglohnländern gegen Bezahlung erfasst werden. Kritisch kann dieser Punkt bei den Adressdaten von unabhängigen Vertriebspartnern sein, deren Abwerbung man befürchtet.
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* '''Datenqualitätsprobleme:''' Schon heute stehen im WWW natürlich viele veraltete, unvollständige oder falsche Informationen – nicht mehr gültige Öffnungszeiten, alte Preise etc. Das Semantic Web leidet unter diesen Problemen zunächst genauso wie das vorhandene Web. Suchmaschinen und Mehrwertdienste versuchen, die Qualität abzuschätzen und schlechte Daten auszufiltern. Es ist also im Sinne eines KMUs, die Qualität aller veröffentlichten Daten zu überwachen, um keine Kunden zu verärgern.
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* '''Manipulation:''' Theoretisch kann man im Semantic Web natürlich wissentlich falsche Informationen veröffentlichen. Allerdings wird es für Suchmaschinen und Mehrwertdienste auch leichter, die Daten mit anderen Angaben zu prüfen und die Seite bei Verdacht auszuschließen. Ähnliche Techniken werden schon heute von Google eingesetzt.
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* '''Zugriffskontrolle:''' Ohne weitere Mechanismen kann man nicht kontrollieren, wer die Daten abruft. Allerdings geht es in erster Linie ohnehin um solche Daten, die auch bisher jedermann im Web zur Verfügung stehen. Außerdem können dieselben technischen Mechanismen (HTTP-Passwortschutz für Wiederverkäuferpreislisten) auch für Semantic-Web-Daten verwendet werden. Der Vorteil liegt dann darin, dass ein befugter Händler die öffentlichen Daten (z.B. Datenblätter) und die geschützten Daten (z.B. Einkaufspreise) lokal leicht kombinieren und wiederverwenden kann.
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* '''Seitengröße und Ladezeiten:''' Oft wird befürchtet, dass die Webseiten durch zusätzliche Datenpakete groß und langsam werden. Bei korrekter Implementierung wächst der Quelltext einer Seite aber nur um ca. 1 Prozent oder weniger.
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== Relevanz für KMUs ==
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Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis die Vision des Semantic Web für KMUs praktisch relevant geworden ist, aber spätestens seit Ende 2009 sollte sich jedes Unternehmen, das eine Webseite betreibt, mit diesem Thema beschäftigen. Konkret gibt es folgende Anreize und Möglichkeiten:
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* '''Suchmaschinenoptimierung (SEO):''' Mit Yahoo und Google honorieren zwei der größten Suchmaschinen bereits Zusatzdaten im RDFa-Format. Wer Zusatzdaten im RDFa-Format in seine Shopseiten integriert, verbessert die Anzeige im Suchergebnis. Die Bedeutung für Google, Yahoo und Bing wird eher noch wachsen.
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* '''Datenversorgung der Vertriebskanäle:''' Mit wenig Aufwand können Hersteller von standardisierten Produkten ihre Artikelseiten so aufwerten, dass Kunden und Partner in der Wertschöpfungskette diese Daten leicht extrahieren nutzen können. Das reicht von der bequemen Übernahme einer Hoteladresse ins Handy bis hin zum Austausch von Datenblättern.
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* '''Mehrwertdienste:''' Im Bereich mobiler Dienste und sozialer Software experimentieren bereits viele Unternehmen mit innovativen Anwendungen, die Semantic-Web-Daten extrahieren und berücksichtigen – z.B. für die Reiseplanung, Routenführung, Ernährungsberatung etc.
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Der entscheidende Punkt ist, dass man mit denselben Zusatzdaten alle diese Effekte erreicht. Wer jetzt beispielsweise seine Seiten für Yahoo mit RDFa-Daten anreichert, erhöht auch die Sichtbarkeit in neuen mobilen Anwendungen und umgekehrt.
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== Wichtige Standards im Semantic Web ==
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* '''Resource Description Framework (RDF):''' Das W3C-Datenmodell für Semantic-Web-Daten.
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[http://www.w3.org/TR/rdf-primer/ RDF Primer]
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* '''RDF Schema (RDFS):''' Eine einfache Sprache, um Vokabulare für das Semantic Web zu definieren. Normalerweise müssen KMUs keine eigenen Vokabulare erfinden, sondern sollten bereits etablierte wie FOAF, GoodRelations, SIOC, Review oder vCard verwenden.
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[http://www.w3.org/TR/rdf-schema/ RDF Schema]
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* '''Web Ontology Language (OWL):''' Eine mächtigere Sprache als RDFS, um Vokabulare für das Semantic Web zu definieren.
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[http://www.w3.org/TR/owl-features/ OWL Features]
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* '''SPARQL:''' Eine standardisierte Abfragefrache (SPARQL Query Language) und eine Protokollspezifikation (SPARQL Protocol) für die Nutzung von RDF-Daten. Für KMUs ist SPARQL dann relevant, wenn eigene Anwendungen entwickelt werden sollen, die RDF-Daten anderer Seiten integrieren (zum Beispiel für Content Syndication).
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[http://www.w3.org/TR/rdf-sparql-query/ SPARQL Query]
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[http://www.w3.org/TR/rdf-sparql-protocol/ SPARQL Protocol]
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* '''RDF in Attributes (RDFa):''' Eine syntaktische Vereinbarung, wie man RDF-Daten in vorhandene HTML-Seiten einbetten kann, ohne dass sich das Erscheinungsbild ändert. RDFa ist der einfachste Weg, Semantic-Web-Daten zu veröffentlichen.
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[http://www.w3.org/TR/rdfa-syntax/ RDFa Syntax]
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[http://rdfa.info/ RDFa]
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* '''GoodRelations:''' Ein weitverbreitetes Web-Vokabular für Produkte, Preise, Öffnungszeiten, Zahl- und Lieferarten, Filialen und Datenblätter für E-Commerce. GoodRelations wurde in Deutschland entwickelt und wird beispielsweise von Yahoo und BestBuy genutzt.
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[http://purl.org/goodrelations/ GoodRelations]
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* '''Friend-Of-A-Friend (FOAF):''' Ein weitverbreitetes Web-Vokabular für Personen, ihre sozialen Beziehungen und Aktivitäten.
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[http://www.foaf-project.org/ FOAF]
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* '''Semantically-Interlinked Online Communities (SIOC):''' Ein weitverbreitetes Web-Vokabular, um Informationen über Forumsbeiträge etc. zu veröffentlichen
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[http://sioc-project.org/ SIOC]
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'''eClassOWL:''' Eine Semantic-Web-Variante des Klassifikationsstandards eClass, der in Verbindung mit GoodRelations für Datenblätter und Angebotsbeschreibungen verwendet werden kann.
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[http://www.heppnetz.de/projects/eclassowl/ eClassOWL]
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== Weiterführende Informationen ==
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* W3C Semantic Web Activity: [http://www.w3.org/2001/sw/]
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* GoodRelations-Portal: [http://purl.org/goodrelations/]
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* Erweiterungen für Shop-Software: [http://www.ebusiness-unibw.org/wiki/GoodRelations#Applications]
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* GoodRelations Snippet Generator für statische Webseiten kleiner Unternehmen:''' [http://www.ebusiness-unibw.org/tools/goodrelations-annotator/]
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* Berners-Lee, Tim; James Hendler and Ora Lassila : The Semantic Web. Scientific American Magazine.  Online-Version: [http://www.sciam.com/article.cfm?id=the-semantic-web&print=true]

Version vom 8. September 2010, 17:07 Uhr

Semantic Web ist ein Sammebegriff für mehrere technische Erweiterungen des traditionellen World Wide Web mit dem Ziel, Computer zu befähigen, Informationen besser (1) auffinden, (2) verarbeiten und (3) kombinieren zu können. Dabei ist das angestrebte Ergebnis nicht unbedingt „künstliche Intelligenz“, sondern zunächst nur, mit heute verfügbarer Computertechnik die Fülle der Informationen des WWW besser zu nutzen.

Der Betreiber eines Webshops kann mit diesen Techniken beispielsweise seinen Katalog oder seine Filialdaten durch einfache Erweiterung der Webseiten-Struktur als Datenpakete veröffentlichen, und dies ohne die Darstellung zu verändern. Diese Zusatzdaten werden zunehmend von Suchmaschinen und Mehrwertdiensten erkannt und für eine bessere Anzeige im Suchergebnis verwendet (siehe Abbildung 1).

Gelegentlich wird das Semantic Web auch „Web 3.0“ genannt, wobei dieser Begriff wegen seiner Unschärfe unvorteilhaft ist. Ein anderer häufig genutzter Begriff ist „Linked Data“. Darunter versteht man die Vision, Daten und Datenbanken jeder Art über das WWW verfügbar zu machen und diese Daten mit Hilfe einer Teilmenge der Techniken des Semantic Web möglichst gut untereinander zu verlinken, und zwar möglichst auf der Ebene der einzelnen Datenelemente (siehe auch http://linkeddata.org/).

Inhaltsverzeichnis

Vor- und Nachteile

Für KMUs gibt es schon jetzt direkte Vorteile, die eigenen Seiten für das Semantic Web zu erweitern. Kritische Risiken gibt es nicht.

Vorteile Für Unternehmen hat die heutige Semantic-Web-Technologie im wesentlichen zwei Vorteile:

Risiken, Schwierigkeiten und Nachteile Bei richtigem Einsatz ist es risikolos, den eigenen Shop oder die statische Unternehmensseite mit Semantic-Web-Daten anzureichern.

Auf folgendes sollte man jedoch achten:

Relevanz für KMUs

Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis die Vision des Semantic Web für KMUs praktisch relevant geworden ist, aber spätestens seit Ende 2009 sollte sich jedes Unternehmen, das eine Webseite betreibt, mit diesem Thema beschäftigen. Konkret gibt es folgende Anreize und Möglichkeiten:

Der entscheidende Punkt ist, dass man mit denselben Zusatzdaten alle diese Effekte erreicht. Wer jetzt beispielsweise seine Seiten für Yahoo mit RDFa-Daten anreichert, erhöht auch die Sichtbarkeit in neuen mobilen Anwendungen und umgekehrt.

Wichtige Standards im Semantic Web

RDF Primer

RDF Schema

OWL Features

SPARQL Query SPARQL Protocol

RDFa Syntax RDFa

GoodRelations

FOAF

SIOC

eClassOWL: Eine Semantic-Web-Variante des Klassifikationsstandards eClass, der in Verbindung mit GoodRelations für Datenblätter und Angebotsbeschreibungen verwendet werden kann. eClassOWL


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