EDIFACT

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EDIFACT (Electronic Data Interchange For Administration, Commerce and Transport) ist ein branchenübergreifender, weltweit anerkannter EDI-Standard für das Format elektronischer Daten im Geschäftsverkehr.

Inhaltsverzeichnis

Organisation und Entwicklung

Der Standard, mitunter auch UN/EDIFACT (UN/EDIFACT) genannt, wird von der UN entwickelt und gepflegt. Zuständig ist hierfür das UN-Zentrum für Handelserleichterungen und elektronische Geschäftsprozesse (Centre for Trade Facilitation and Electronic Business, CEFACT), das der UNECE (Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa, UNECE) angegliedert ist. Im Jahr 1987 wurde von CEFACT die erste EDIFACT-Version vorgelegt. Die im Laufe der Jahre entwickelten EDIFACT-Versionen werden Verzeichnisse genannt. Sie werden gemäß ihrem Erscheinungsjahr beziffert.115 Die aktuellste Version ist D.09A. EDIFACT wird von CEFACT fortlaufend aktualisiert und erweitert.

Das EDIFACT-Format kann für nahezu alle Geschäftsdokumente eingesetzt werden. Die verschiedenen Nachrichtentypen der EDIFACT-Verzeichnisse werden jeweils mit einem Namen aus sechs Buchstaben Länge beschrieben (z.B. INVOIC, ORDERS). Die Nachrichten beinhalten jeweils so genannte Kann- und Mussfelder, über deren Zusammensetzung und Inhalte sich die Geschäftspartner einigen müssen. Der Standard hat jedoch eine komplexe Struktur und ist sehr generisch. Deshalb haben sich seit den 1990er Jahren branchenspezifische Subsets herausgebildet, die den Standard jeweils auf die für die Branche relevanten Teile beschränken. Bei der EDI-Anwendung wird dann nur eine definierte Untermenge von Nachrichtenarten, Datenelementen und Codes aus der Gesamtheit von EDIFACT verwendet und implementiert.

Die reduzierten Formate beinhalten sämtliche Muss-Bestandteile von EDIFACT und zusätzlich nur die branchenspezifisch relevanten, optionalen Elemente. Dadurch benötigen die Subsets weniger Speicherressourcen bei Übertragung und Ablage. Der Einsatz von Subsets erweist sich somit als effizienter. Jedoch können sich Kompatibilitätsprobleme bei der Kommunikation mit Nutzern ergeben, die andere Subsets verwenden. Dieses Problem wird insbesondere beim branchenübergreifenden Geschäftsverkehr relevant. Derartige Inkompatibilitäten zwischen verschiedenen Standards lassen sich aber im Normalfall durch geeignete Konvertierungssoftware beheben.

Akzeptanz

EDIFACT definiert über 200 verschiedene Nachrichtentypen (z.B. für Bestellung, Lieferavis, Auftragsbestätigung, Wareneingangsbestätigung usw.) und wird derzeit von mehr als 300.000 Unternehmen weltweit eingesetzt. Besonders häufig kommt er im europäischen Raum zum Einsatz. EDIFACT ist herstellerunabhängig und auch unabhängig vom verwendeten Übertragungsprotokoll. Das bedeutet, EDIFACT-Nachrichten können über verschiedene elektronische Übertragungswege ausgetauscht werden.

Harmonisierungsaktivitäten

Da die verschiedenen Subsets sämtliche Muss-Bestandteile von EDIFACT beinhalten und somit die gleiche Grundstruktur aufweisen, ist eine Anpassung der branchenspezifischen Subsets an branchenübergreifende Funktionalitäten i.d.R. mit relativ geringem Aufwand möglich. Darüber hinaus hat EDIFACT große Ähnlichkeit zu dem in den USA weit verbreiteten EDI-Standard ANSI X12, da dieser Standard die Basis für die EDIFACT-Entwicklung bildete.

Ausschnitt aus einer EDIFACT-Nachricht

Aufbau

Eine EDIFACT-Nachricht ist im Wesentlichen eine Textdatei mit einer festgelegten Struktur, Syntax und Semantik der darin übermittelten Daten. Die Syntax hat die Aufgabe, jedes Feld und alle Einzelheiten der Inhalte so darzustellen, dass alle Systeme, über die elektronischer Datenaustausch betrieben wird, immer exakt das Gleiche verstehen. DIE EDIFACT-Syntax ist in der ISO9735-Norm festgeschrieben. Die Semantik konkretisiert den Inhalt bestimmter Datenelemente, z.B. ob es sich bei einer Datumsangabe um ein gewünschtes, ein voraussichtliches oder ein fixes Lieferdatum handelt.

Zu jeder Nachricht gehört ein Umschlag (envelop), vorstellbar als eine Art Briefkuvert. In diesem Umschlag, dargestellt als Codes am Beginn und am Ende einer Nachricht, sind jeweils vereinbarte Code-Nummern für Absender und Empfänger, Art des Nachrichteninhalts, Zeiten zur Rückverfolgung, der Transferstatus sowie Prüfelemente definiert. Die Prüfelemente bestehen bspw. aus Kennziffern, die beim Versand verschiedener Nachrichten im Rahmen eines Geschäftsprozesses stets gleich bleiben, um zu kennzeichnen, dass sie zu ein und demselben Prozess gehören. Werden z.B. beim Kauf einer Maschine vier Nachrichten versendet – Auftrag, Lieferavis, Rechnung, Zahlungsavis – so beinhalten diese vier Nachrichten die gleiche Kennziffer. Die Nachricht selbst besteht aus Segmentgruppen, Segmenten, Datenelementgruppen und Datenelementen. Ein Ausschnitt aus einer EDIFACT-Nachricht könnte bspw. folgendermaßen aussehen (siehe Abb.).

Die komplette Zeile wird als Segment bezeichnet, der Block +11:200908210730:203 wird Datenelementgruppe genannt. Die einzelnen Codes haben folgende Bedeutung:

EANCOM-Bestellnachricht ORDERS)

In einer EDIFACT-Nachricht reiht sich eine Vielzahl derartiger Segmente aneinander. Eine komplette EANCOM-Bestellnachricht (ORDERS) kann bspw. folgende Form aufweisen (s. Abbildung rechts).

Die Segmente UNA, UNB und UNZ kennzeichnen den Umschlag der EDIFACT-Nachricht. Auch bei einer Mehrfachnachricht sind diese Segmente nur einmal vorhanden. Die Zeichen „+“, „.“, „?“ und „:“ sind sog. Separatoren zwischen Datenelementen und Datengruppen. Das Beispiel verdeutlicht die für Menschen schwierige Lesbarkeit derartiger EDIFACT-Nachrichten durch die Verwendung von Codes. Vor dem Hintergrund möglicher Fehlerkontrolle wird dies mitunter als Nachteil von EDI-Nachrichten genannt. Andererseits erfüllen die Codes zugleich eine wichtige Komprimierungsfunktion und reduzieren somit deutlich den Umfang der elektronischen Dokumente, sowohl gegenüber XML-basierten Standards als auch gegenüber dem unstandardisierten Datenaustausch. Gerade für Unternehmen mit hohem Transaktionsvolumen stellt dies einen wesentlichen Vorteil im Geschäftsdatenaustausch dar.


(UN/EDIFACT)


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